Band 17: Sexualpädagogische Mädchenarbeit

Die Ergebnisse der erneut bundesweiten Fragebogenerhebung, die mit diesem Fachheft vorgelegt werden, geben einen Überblick darüber, welche konzeptionellen Grundlagen Einrichtungen und Initiativen aktuelle verwenden, welche beruflichen und pädagogischen Standards sich in den Jahren zwischen den beiden Untersuchungen verändert haben und welche innovativen Impulse in diesem Arbeitsfeld zu verzeichnen sind. Die Auswertung von Stellungnahmen aus Einrichtungen verschiedenster Träger und von ergänzenden Interviews mit Expertinnen schaffen ein komplexes Bild von Standpunkten, Ansätzen und Vorgehensweisen in der Mädchenarbeit.

Zwar haben Mädchen und junge Frauen ein neues Selbstverständnis entwickelt, sie halten - anders als ihre Mütter - den Kampf um die Gleichberechtigung von Frauen für gewonnen, sie brauchen aber trotzdem Orientierungshilfen in der Zeit des Erwachsenwerdens. Gerade weil die Zuschreibungen von Geschlechtsrollen heute nicht mehr eindeutig sind, können ihnen zielgruppenspezifische Maßnahmen den Zugang zu einer selbstbestimmten und selbstbewussten Identität erleichtern.

Gesellschaftliche Veränderungen erfordern auch für die Mädchenarbeit die kontinuierliche Anpassung des Instrumentariums an sich ändernde Bedürfnisse der Klientel. Im Gegensatz zu den Anfängen der Mädchenarbeit betonen die Konzepte heute den Stärkeaspekt und setzen nicht mehr bei den Defiziten von Mädchen an. Neue Methoden, wie peer education-Maßnahmen, der Einsatz bzw. die Nutzung moderner Kommunikationstechnologien oder die begrenzte, von Mädchen gewünschte Koedukation, haben Eingang in die sexualpädagogische Mädchenarbeit gefunden.

Die BZgA sieht eine wichtige Aufgabe darin, geeignete "neue Wege" durch wissenschaftliche Begleitung und Evaluation abzusichern, um die Wirksamkeit solcher Programme zu überprüfen und die Etablierung erfolgreicher Ansätze der mädchenspezifischen Sexualaufklärung zu fördern.