FORUM Sexualaufklärung und Familienplanung, Heft 3-2004: Familie und Beruf
Broschüre, DIN A4, 45 Seiten
Inhalt
Mit 1,29 ist die Geburtenrate in Deutschland eine der niedrigsten in ganz Europa, dazu haben wir europaweit die meisten kinderlosen Frauen und Männer. Diese demographische Entwicklung ist seit langem bekannt, ihre sozialen und ökonomischen Folgen werden nun, spät genug, als die vielleicht größte gesellschaftspolitische Herausforderung der kommenden Jahrzehnte wahrgenommen. Der Wunsch nach Familie ist dabei bei Frauen und Männern auch in unserem Land stark ausgeprägt. Warum wird er aber so häufig nicht verwirklicht? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten; ein entscheidendes Kriterium für eine Familiengründung ist jedoch, wie Befragungen zeigen, ob sich das Leben mit Kindern und berufliche Ambitionen vereinbaren lassen.
„Der Wahlzwang ‚Kind oder Karriere‘ muss ein Ende haben“, fordert daher Renate Schmidt in ihrem einleitenden Beitrag zu diesem FORUM. Sie erläutert eine neue, nachhaltige Familienpolitik, die durch neue Investitionen und veränderte
Prioritäten bei der Verteilung der finanziellen Leistungen für die Familien sehr viel mehr Mittel für Kinderbetreuung und Schule bereitstellen wird als bisher. Der Beitrag zeigt auch, dass sich familienfreundliche Maßnahmen für die wirtschaftsunternehmen betriebswirtschaftlich durchaus rentieren, und dass sich strategische Bündnisse für mehr Familienfreundlichkeit in Wirtschaft und Gesellschaft so für alle Beteiligten auszahlen können.
Hans W. Jablonski und Nicolai Fischer berichten über das Diversity-Konzept der Ford-Werke AG und ein ganzes Spektrum flexibler Arbeitsmodelle sowie deren Vorteile aus Sicht des Unternehmens.
Brigitte Niemer stellt Ergebnisse der spannenden LBS-Langzeitstudie über junge Familien vor. Ihr Interesse gilt den Lebenskonzepten und damit verbundenen Erwartungen junger Eltern und ihrer Alltagsrealität, aus der die Autorin
familienpolitische Anforderungen ableitet.
Wie sich Familiengründungen während der Studienzeit gestalten, untersuchen derzeit Anneliese Hendel-Kramer, Cornelia Helfferich und Nina Wehner im Rahmen einer repräsentativen Studie in Baden-Württemberg. In Anbetracht der
bekanntlich zahlreichen kinderlosen Akademikerinnen ist hier auch die Frage interessant, ob Beruf und Familie in dieser frühen Phase der Ausbildung vielleicht besser zu vereinbaren sind, als etwa nach Studienabschluss und Berufseinstieg.Holger Wunderlich, Cornelia Helfferich und Heike Klindworth haben im Rahmen der Studie „männer leben“ untersucht, wie Männer den hohen Anforderungen, die Beruf und Familie an sie stellen, gerecht werden und welche Faktoren ihr familiäres Engagement beeinflussen. Wenngleich repräsentative Untersuchungen infolge der Familiengründung einen „Traditionalisierungsschub“ konstatieren, das heißt ein Aufleben konservativer Rollenmodelle, wünschen doch
viele Väter, sich stärker in der Familie engagieren zu können. Der Bericht von Kerstin Uhrig und Harald Seehausen über die Perspektive von Vätern befasst sich mit einem neuen Männerleitbild und modellhaften Beispielen aus Hessen.
Heide Oestreich hat sich intensiv mit bildungspolitischen und pädagogischen Konzepten der Kinderbetreuung in Schweden, Frankreich und Großbritannien beschäftigt und leitet aus diesen Befunden ihre Kritik an der nach wie vor vergleichsweise rückständigen Situation in Deutschland ab.
Ilka Piepgras schließlich fragt, weshalb sich gerade Mütter in Deutschland so oft als Rabenmütter fühlen, hin- und hergerissen zwischen den Anforderungen in Beruf und Familie. Sie spürt den Wurzeln des deutschen Mutter-Mythos nach, der bis heute wirksam ist. Ihrer Ansicht nach täte etwas weniger Ehrgeiz beim Projekt Kindererziehung uns Frauen gut. Also: Gelassen bleiben!
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