FORUM Sexualaufklärung und Familienplanung, Heft 2-2017: Verhütung und soziale Lage
Inhalt
Frauen, die Sozialleistungen beziehen, verhüten seltener als Frauen mit mittlerem und höherem Einkommen. Sie nutzen häufiger Kondome und seltener Verhütungspille und -spirale. Die von Cornelia Helfferich geleitete Studie »frauen leben 3« im Auftrag der BZgA zeigt, dass Frauen mit geringem Einkommen aus Kostengründen unsicher verhüten und so ein ungleich höheres Risiko tragen, unbeabsichtigt schwanger zu werden.
Passend dazu wird im Modellprojekt »biko« von pro familia untersucht, wie Information, Beratung und vor allem die Kostenübernahme eines passenden, sicheren Verhütungsmittels sich auf das Verhütungsverhalten von Frauen mit geringem Einkommen auswirken. An sieben Projektstandorten wird der finanzielle Bedarf erfasst und es werden Daten erhoben, die die Forderung nach einer bundesweiten gesetzlichen Lösung zur Kostenübernahme von Verhütungsmitteln für Frauen mit geringem Einkommen stützen. Dieses Modellprojekt wird vom Bundesfamilienministerium finanziert.
Zwischen 2013 und 2014 hatten Frauen zwischen 20 und 35 Jahren im Sozialhilfebezug in bestimmten Regionen Mecklenburg-Vorpommerns im Rahmen eines Modellprojekts kostenfreien Zugang zu einer Auswahl von Verhütungsmitteln. Sabina Ulbricht skizziert die Evaluationsergebnisse des zwölfmonatigen Projekts.
Eine kritische Bestandsaufnahme von Claudia Schumann im Herbst 2017 zeigt, was seit der Freigabe der Pille danach im Frühjahr 2015 geschehen ist. Sie hat dazu u.a. Stimmen von Apothekerinnen und Apothekern eingefangen und eine kleine Umfrage unter Gynäkologinnen und Gynäkologen durchgeführt.
In diesem FORUM betrachten wir Verhütung unter dem Blickwinkel der sozialen Lage. Ein vollständiger Überblick über den Themenkomplex Verhütung/Notfallkontrazeption in Deutschland ist nicht beabsichtigt. Im zweiten Teil kommen deshalb Expertinnen aus drei Nachbarländern zum Thema Zugangswege zu Wort: Simone Reuter berichtet über zunehmende Einschränkungen beim Zugang zu Verhütungsmitteln in England auf grund von Einsparungen im Gesundheitswesen, was die rückläufigen Raten von Teenagerschwangerschaften gefährden könnte. Ineke van der Vlugt erläutert den niedrigschwelligen Zugang zu Verhütung in den Niederlanden und mahnt mehr Forschung zum Einfluss finanzieller Faktoren auf die Wahl von Verhütungsmethoden an, und Christine Sieber skizziert das System in der Schweiz mit Schwerpunkt auf Zugängen Asylsuchender zur Schwangerschafts- und Verhütungsberatung. Verhütung und soziale Lage - das Thema wird uns sozialpolitisch wie auch als Forschungsgegenstand weiterhin beschäftigen.
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