Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung, Band 53: Die Hochaltrigen II
Inhalt
Was früher die Ausnahme war, könnte künftig die Regel sein: Immer mehr Menschen erreichen ein hohes Alter von über 80 oder sogar 90 Jahren. In den vergangenen rund 130 Jahren hat sich die Lebenserwartung der Menschen in Deutschland mehr als verdoppelt und wird wahrscheinlich auch künftig weiter steigen:
Beträgt sie bei Geburt derzeit für Männer 78,6 Jahre und für Frauen 83,4 Jahre, sind für das Geburtsjahr 2060 weitere drei bis acht Lebensjahre prognostiziert. Für die hochaltrigen Menschen in Deutschland, um die es in der vorliegenden Expertise geht, bedeutet das, nach Eintritt in den Ruhestand im Durchschnitt noch 20 Jahre leben zu können. Diese gewonnenen Lebensjahre bei größtmöglicher Lebensqualität verbringen zu können, ist ein wichtiges gesellschaftliches Ziel. Da Gesundheit eine entscheidende Voraussetzung für Selbstständigkeit und aktive Teilhabe am sozialen Leben darstellt, spielen Gesundheitsförderung und Prävention eine zentrale Rolle in einer älter werdenden Bevölkerung. Gesundheit ist daher von hoher individueller und gesellschaftlicher Bedeutung.
Die Gruppe der älteren Menschen ist äußerst heterogen. Das gilt für die jeweiligen Voraussetzungen und Biografien ebenso wie für die damit einhergehenden Chancen und Risiken für Gesundheit. Die unterschiedlichen Lebenswelten, Lebensphasen und Vulnerabilitäten sowie auch die Ressourcen, Möglichkeiten und Stärken der Menschen zu berücksichtigen, ist deshalb eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung von wirksamen Strategien der Gesundheitsförderung und Prävention. Diese setzen im Idealfall bereits im Kindesalter an und begleiten den Menschen durch alle Lebensphasen hindurch. Doch auch Angebote, die erst im Alter wahrgenommen werden, wirken sich noch positiv auf die Gesundheit und Selbstständigkeit aus.
Um einen Überblick über die vielfältigen Lebenslagen älterer Menschen in Deutschland zu erhalten, hat die BZgA das Institut für Gerontologische Forschung e.V. mit der Erarbeitung von drei Expertisen beauftragt: Neben der Expertise »Die jungen Alten« mit Blick auf die Gruppe der 55- bis 65-Jährigen und der Expertise »Alte Menschen«, die sich den 65- bis 80-Jährigen widmet, gibt die vorliegende, vollständig überarbeitete Expertise „Die Hochaltrigen“ einen Einblick in die sozioökonomische Situation, soziale Beziehungen und die gesundheitliche Lage der über 80-Jährigen in Deutschland. Betrachtet werden darüber hinaus die Bereiche Freizeit und Ehrenamt, Wohnformen und Pflege. Diese zweite Auflage berücksichtigt außerdem die aktuellen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie und deren Einfluss auf Lebenslage der Hochaltrigen vor allem in Bezug auf familiäre und außerfamiliäre Beziehungen, jegliche Form der Aktivität und natürlich in der Pflegebedürftigkeit. So entsteht ein umfassendes Bild der vielfältigen Lebenslagen hochaltriger Menschen.
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